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Jahresbericht 2019

October 2020 | 5 Minuten zum Lesen

Seit nunmehr sechs Jahren laufen unsere Bildungsbemühungen in Monze, Sambia. Zeit für einen Rückblick auf 2019 und die Jahre davor.

Unterstützte Schüler der Chirundu Secondary

Während wir diese Zeilen verfassen, stehen weite Teile der Welt unter dem einscheidenden Einfluss der Corona-Pandemie. Den Jahresbericht unserer sambischen Partner lesen wir daher nicht nur mit der manchmal abgeklärten Sorge über die bereits vertrauten Probleme der Menschen dort. Es beschleicht uns vielmehr die unheilvolle Vorahnung, dass wir im nächsten Bericht von vielen neuen Schwierigkeiten erfahren werden. Die ersten Nachrichten über eine Zuspitzung der Pandemie in Sambia erreichen uns parallel.

Das Jahr 2019

Die Saison 2018/19 brachte wenig landwirtschaftlichen Erfolg für die Kleinbauern. Hinzu kommen die schon im letzten Jahr geschilderten Kaufkraftprobleme, hervorgerufen durch eine hohe Inflation1 und eine immer schwächere Währung2. Somit konnten Eltern die Schulgelder kaum aufbringen, obwohl die Regierung diese noch stärker regulierte. Die geringen Haushaltseinkommen wurden für das Überleben benötigt, Schule blieb Luxus und die Zahl der Schulabbrecher in der Diozöse Monze stieg an.

Die Finanznöte der Schulen selbst, die sich in dem hoffnungslosen Unterfangen äußern, säumige Schüler zur Auftreibung der Schulgelder nach Hause zu schicken, vergrößerten sich in der Folge ebenfalls. Das Projekt Schulfee, das von vielen Schulen weiter aktiv angefragt wird, bleibt also leider relevant.

Nichtsdestotrotz ist der Bericht unserer sambischen Partner immer auch ein Anlass zur Freude. Er zeigt uns und Ihnen, wie wir nicht an diesen strukturellen Problemen verzweifeln, sondern ganz konkreten Menschen eine zuweilen entscheidende Hilfestellung geben.

Charles Mazila besucht die Chirundu Secondary School. Aufgrund der Krankheit seines Vaters gibt es kein geregeltes Einkommen und die Familie hält sich mit dem Verkauf von Obst über Wasser. Zwei Jahre lang konnte er wegen Geldmangels keine Schule besuchen, 2016 dann sammelte seine Gemeinde für ihn und er absolvierte die siebte Klasse. Seit 2017 wird er vom Projekt Schulfee unterstützt und absolvierte 2019 die zehnte Klasse.

Charles

“Ich bin das fünfte von sechs Kindern und kam 2009 in die Schule. In der sechsten Klasse wurde mein Vater sehr krank und konnte nicht mehr arbeiten, um mein Schulgeld zu verdienen. An diesem Punkt brach ich die Schule ab. 2015 zogen wir um und ich ging auf eine Schule der Gemeinde, brach aber auch dort ab, weil mein Vater immer noch krank war und die Gebühren nicht bezahlen konnte.

2016 sammelten einige Gemeindemitglieder, bis ich die siebte Klasse absolvieren konnte. Noch während sie das Geld für meine achte Klasse sammelten, wurde ich in das Schulfee Projekt aufgenommen. Meine Eltern und ich waren sehr glücklich darüber, dass ich weiter zur Schule gehen konnte. Ich arbeitete hart und bestand die Prüfungen der neunten Klasse.

Charles Elternhaus

Trotzdem ist es nicht leicht für meine Familie, denn unser einziges Einkommen besteht im Verkauf von fritters, bei dem ich mithelfe. Meine beiden Eltern sind krank und das macht es für uns schwierig, über die Runden zu kommen. Meine jüngere Schwester und ich müssen die Hausarbeit machen und verpassen manchmal einen Schultag, weil wir fritters verkaufen müssen, um Geld für Essen zu haben.

Seit ich von Schulfee unterstützt werde, ist mein Vater sehr glücklich. Allerdings besteht weiter Anlass zur Sorge, da meine jüngere Schwester nur mit der Hilfe von Gönnern die Schulgebühren aufbringen kann. Ich bin so dankbar für diese Unterstützung und möge Gott Euch segnen.”

Die meisten Schüler, die wir im Jahr 2018 unterstützen, sind auch in Jahr 2019 in der Schule verblieben und haben die Abschlussprüfungen größtenteils erfolgreich absolviert - darunter sämtliche zehn Schüler aus Nkandabbwe, die auch im nun laufenden Jahr 2020 die Klassen 12, 11 und 10 besuchen. Bruce aus Chirundu hat in 2019 die Klasse 11 absolviert und besucht nun die Klasse 12, seine vier geförderten Mitschüler aus Klasse 9 konnten in 2019 die zehnte Klasse besuchen.

In Summe beläuft sich das Jahr 2019 auf 47 Unterstützungen:

  • Chirundu Secondary: 15
  • Nkandabbwe Secondary: 30
  • Chisekesi Secondary: 1
  • Niko Girls School: 1

Schulfee 2014, 2019, …

Im Rückblick auf die vergangenen sechs Jahre sehen wir einen stetigen nachhaltigen Projektverlauf, der jedoch einen grundlegenden Wandel beinhaltet.

In den frühen Jahren lag der Fokus von Schulfee noch sehr auf den niedrigen Jahrgangsstufen, also bis zur siebten Klasse. Hier waren die Schulgebühren sehr niedrig, was uns immerhin auch den Anstoß für das Projekt und einen griffigen Vergleich (20€: 1 Haarschnitt vs. 1 Schuljahr) gegeben hat. In 2017 hat sich zumindest an diesem strukturellen Problem etwas getan und mit der Umsetzung der “Free Education Policy”3 sind unsere Hilfen für Schüler in Klassen 1-7 nicht mehr nötig. Wir konzentrieren uns seitdem ausschließĺich auf die übrigen Klassen, die ja auch schon von Projektbeginn an berücksichtigt wurden. Das bedeutet natürlich auch, dass die durchschnittlichen Kosten je Unterstützung stark stiegen und damit die absoluten Zahlen der Unterstützungen zurückgingen.

Statistik Unterstützungszahlen 2014-2019

Auf beeindruckende 349 Unterstützungen summiert sich unser Projekt mit dem abgelaufenen Jahr 2019. Hinter jeder dieser abstrakten Nummern verbergen sich ganz konkrete Lebenssituationen, die in der Gesamtschau zwar stets ähnlich klingen, aber jede für sich doch ein Beispiel für Durchhaltewillen, Fleiß und Engagement unter schweren Bedingungen ist.

Dies motiviert uns weiterhin, auch in Deutschland das Engagement aufrecht zu erhalten - selbst wenn der Projektverlauf ruhig und frei von spektakulären Sensationen ist.

Die Ausführung des Projektes funktioniert wie gehabt: das Development Department übernimmt die verwaltende Rolle in der Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden und Schulen, die die infrage kommenden Jugendlichen benennen können - wobei es ihnen zunehmend schwer fällt, unter vielen bedürftigen und eifrigen SchülerInnen jene auszuwählen, die Förderung durch Schulfee erhalten sollen. Dabei ruft das Development Department den Beteiligten auch stets neu den Leitfaden des Projekts in Erinnerung.

Dem Wunsch nach anhaltender und ausgebauter Hilfe Sorge tragend soll nun die Idee, einige Schüler nicht nur jedes Jahr neu, sondern verlässlich in einer Art Stipendium über mehrere Jahre zu unterstützen, verstärkt umgesetzt werden.

Wir schließen uns den Worten von Agnes Simoloka vom Development Office an:

“We will continue to believe in one world, one people regardless of one’s status in society and for this we will always stand.”


  1. Siehe auch https://de.statista.com/statistik/daten/studie/382520/umfrage/inflationsrate-in-sambia und https://www.laenderdaten.info/Afrika/Sambia/Inflationsraten.php ↩︎

  2. Zur Zeit des letzten Jahresberichts war ein Kwacha ca. 0,07€ wert, ein Jahr später ca. 0,05€ (10.4.20, Google Finance) ↩︎

  3. Zu lesen im Jahresbericht 2017 ↩︎